Verdi ist empört – und gibt sich kampfeslustig
Für Reinhard Bispinck, den Leiter des WSI-Tarifarchivs der
gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, ist die Entscheidung des
Handelsverbands Deutschland (HDE) eine „Kampfansage an die Gewerkschaft“. Die
Arbeitgeber hatten am Donnerstagabend angekündigt, die Lohn- und
Manteltarifverträge zu kündigen. „Die vollständige Kündigung aller Vergütungs-
und Manteltarifverträge einer Branche ist eine absolute Ausnahme und hat es in
der jüngeren Vergangenheit nicht gegeben“, sagte Bispinck im Gespräch mit
Handelsblatt Online.
Die Verträge gelten jeweils auf regionaler Ebene, die
Ankündigung auf Bundesebene ist daher Zeichen einer bundesweiten Koordination
der Arbeitgeber. Im Einzelhandel mit 2,7 Millionen Beschäftigten drohe daher
ein heftiger Tarifkampf, so die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. „Dass wir im
baden-württembergischen Einzelhandel wirksam und ausdauernd streiken können,
haben wir in den letzten Jahren immer wieder unter Beweis gestellt“, hieß es in
einer Mitteilung des Verdi-Landesbezirks Baden-Württemberg.
Die Arbeitnehmervertreter rechnen mit einer hohen
Bereitschaft der Beschäftigten im Einzelhandel, für die Absicherung ihrer
Abkommen, für Arbeitszeit- und Zuschlagsregelungen und die Schutzvorschriften
zu kämpfen. Der Einzelhandel sei geprägt von Teilzeitstellen vor allem für
Frauen, von niedrigen Löhnen, langen Arbeitszeiten und der Sechstagewoche. Im „knallharten
Verdrängungswettbewerb der Branche“ seien Löhne und Arbeitsbedingungen in den
vergangenen Jahren zunehmend zu Wettbewerbsfaktoren geworden, die vor allen auf
Kosten der überwiegend weiblichen Beschäftigten gingen. Auf Arbeitgeberseite
setzten viele „auf noch mehr prekäre Arbeitsverhältnisse im Einzelhandel“ und
nähmen dabei „auch billigend Lohndumping in